Unwetter im Wallis und im Misoxtal in Graubünden (2024)

Die neusten Entwicklungen

Intensive Niederschläge und Gewitter haben im Wallis und in Graubünden zu Erdrutschen und Hochwasser geführt. Die Lage in der Übersicht.

NZZ-Redaktion

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Auf der A13 im Misox gehen am Montag die Aufräumarbeiten weiter.

Samuel Golay / TI-Press / Keystone

Die neusten Entwicklungen

  • Die Bauarbeiten zur Wiederherstellung der A 13 zwischen Lostallo und Mesocco kommen gut voran. Aufgrund des Baufortschritts soll die Eröffnung der Baupistebereits am 5. Juli erfolgen. Das teilte das Astra am Freitag (28. 6.) mit. Der Verkehr werde dann einspurig wieder auf der A 13 verkehren können. Bedingung dafür seien ein weiterhin reibungsloser Bauablauf sowie stabile Witterungsverhältnisse.
  • Im Fluss Moesa bei Grono ist eine tote Frau gefunden worden. Die Kantonspolizei und die StaatsanwaltschaftGraubünden klären nun ab, ob es sich bei der Toten um eine der nach dem Unwetter im Misoxtal vermissten Personen handelt. Die Leiche wurde während einer gemeinsamen Suchaktion der Alpinpolizeien der Kantonspolizeien Tessin und Graubünden sowie der Feuerwehren Bassa Mesolcina und Lugano entdeckt, wie die Kantonspolizei Graubünden am Donnerstag (27. 6.) mitteilte. Insgesamt gelten nach der Gerölllawine vom Freitagbend noch zwei Personen als vermisst. Eine Frau konnte am Samstagmorgen gerettet werden, die Leiche eines Mannes wurde am Sonntag gefunden.
  • Das heftige Unwetter im Bündner Südtal Misox hat Schäden in der Höhe von 38 Millionen Franken verursacht. Das gab die Gemeinde Lostallo am Donnerstag (27. 6.)an einer Medienkonferenz bekannt. Nach Angaben der Gemeinde wurden neben den drei Wohnhäusern zwei weitere Gebäude zerstört. Eine Trinkwasserleitung sei auf einer Länge von 600 bis 800 Metern beschädigt worden. Zudem müsse das Ufer des Flusses Moesa auf 400 Metern wieder instand gesetzt werden. 100 Hektaren Land seien überschwemmt worden. Insgesamt müssten 290 000 Kubikmeter Schwemmmaterial und Schlamm weggeräumt werden. Für die Deckung der Kosten hat die Gemeinde einen Spendenaufruf gestartet.
  • Sechs Wasserkraftwerke sind nach dem schweren Unwetter im Misoxtal vorsorglich abgeschaltet worden.Einige seien beschädigt worden, berichtete das Energieunternehmen Axpo am Montag (24. 6.).

Wie ist die Lage im Kanton Graubünden?

In Graubünden werden nach Überschwemmungen und einem Erdrutsch weiterhin zwei Personen vermisst. Die Kantonspolizei geht davon aus, dass sie in Sorte, einem Ortsteil der Gemeinde Lostallo in der Region Moesa, verschüttet wurden. Man suche unter anderem mit Drohnen und Helikoptern nach ihnen. Auch mehrere Teams mit Suchhunden stehen im Einsatz.

Insgesamt wurden am Samstagmorgen vier Vermisste gemeldet. Die Leiche eines Mannes wurde am Sonntag geborgen. Eine zuvor verschüttete Frau wurde am Samstag aus einem Schuttkegel im Misox gerettet und nach Lugano ins Spital gebracht, wie die Behörden am Wochenende an einer Pressekonferenz bekanntgaben.

Infolge eines Bergsturzes war es am Freitagabend wegen massiver Gewitter und Niederschläge zu einer Hochwasserlage gekommen. Flüsse sind über die Ufer getreten und Strassen überflutet worden. Mehrere Dutzend Einwohner mussten aus ihren Häusern evakuiert werden. Besonders betroffen ist das Misoxtal südlich des San-Bernardino-Passes.

Was bedeutet die Unterbrechung der A13 für Verkehr und Tourismus?

Die A13 ist auf einer Länge von etwa 200 Metern regelrecht fortgespült worden. Das Teilstück wurde vom Fluss Moesa mitgerissen. Helikopteraufnahmen des Tessiner Senders RSI zeigen die weggespülte Autobahn, von der nur noch die Leitplanken in den Fluss hängen.

Am Dienstag teilte Bundesrat Albert Rösti mit, die Autobahn werde bis im Juli wieder auf je einer Spur befahrbar sein. Laut dem Bundesamt für Strassen Astra soll es am 5.Juli soweit sein. Bedingung dafür ist laut Astra ein weiterhin reibungsloser Bauablauf sowie stabile Witterungsverhältnisse.

Wenn die San-Bernardino-Route gesperrt ist, wird das in der nächsten Zeit auch mehr Verkehr am Gotthard bedeuten, weil eine Ausweichroute für Reisende ins Tessin oder nach Italien wegfällt. Die Zahl der Autofahrten durch den Gotthardtunnel darf aus gesetzlichen Gründen (Alpeninitiative) nicht erhöht werden.

Wie ist die Lage im Wallis?

Im Wallis war es am Freitag zu Überschwemmungen, Murgängen und Erdrutschen gekommen, unter anderem in der Region Zermatt, im Val d’Anniviers und in Evolène. Das kantonale Führungsorgan hatte für die Rhone und die Seitenflüsse im ganzen Kanton die Alarmstufe ausgerufen. Zudem hatte der Staatsrat die besondere Lage erklärt. Zeitweise waren am Freitag 230 Personen evakuiert worden, die meisten von ihnen in Chippis bei Siders.

Bei der Rhone zeichnet sich seit Samstagmittag Entspannung ab: Der Höchststand des Hochwassers wurde in der Nacht auf Samstag kurz nach Mitternacht erreicht, wie die Walliser Behörden am Samstagmittag mitteilten. Seither gehe das Wasser zurück, aber die Wassermengen seien immer noch sehr hoch. In den Seitenflüssen sei der Rückgang ebenfalls im Gange, wenn auch langsam. Der Alarm für die Rhone und die Seitenflüsse wurde am Sonntagmorgen wieder aufgehoben.

Laut dem Kanton waren mehr als 200 Feuerwehrleute aus 25 verschiedenen Korps, 19 Führungsstäbe, rund 50 Zivilschutzpflichtige und mehr als 100 Personen aus den für die Verkehrsinfrastruktur zuständigen Diensten im Einsatz.

Das Ausmass der Unwetterschäden in verschiedenen Landesteilen ist erschütternd. Meine Gedanken sind bei der betroffenen Bevölkerung. Ich danke den Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Einsatz in dieser schwierigen Lage.

— Viola Amherd (@Violapamherd) June 22, 2024

Was bedeutet das Unwetter für Bewohner und Touristen von Zermatt?

In Zermatt haben nach den Hochwassern die Aufräumarbeiten begonnen. Die Feuerwehr wurde inzwischen wieder abgezogen, wie der «Walliser Bote» berichtet. Der Zivilschutz ist weiterhin im Einsatz.

Zermatt war wegen Unwettern seit Freitag mehr als 24 Stunden von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Zugstrecke von Visp nach Täsch bleibt noch bis Ende der Woche eingestellt. Mehrere Stellen entlang der Strecke seien unterspült worden, was grössere Instandsetzungsarbeiten nötig mache.

Nach einer Bahnunterbrechung am Freitagnachmittag durften die ersten Züge am Samstagabend wieder zwischen Täsch und Zermatt fahren. Die Strasse ist seit Montagmorgen wieder geöffnet. Die Gornergrat-Bahn hat den Betrieb derweil bis Montagabend eingestellt.

Die Unwetter hatten auch Auswirkungen auf den Tourismus, da zahlreiche Touristen am Freitag am Bahnhof von Visp gestrandet waren. Mittlerweile hat sich die Situation normalisiert.

In Zermatt war es am Freitagvormittag zu einer Überschwemmung im Dorf gekommen, als der Triftbach und die Vispa über die Ufer traten. Zudem wurde von einem Erdrutsch berichtet, der die Strasse zwischen Täsch und Zermatt verschüttet hatte.

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